BARF – Biologisch Artgerechte Rohfütterung für Hund & Katze

Immer mehr Tierhalter beschäftigen sich mit dem Thema Ernährung und stoßen dabei auf das Barfen. Doch was bedeutet das eigentlich?

BARF steht für „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“ und beschreibt eine Ernährungsform, die sich an der ursprünglichen, natürlichen Nahrung unserer Hunde und Katzen orientiert.

Ziel ist es, die Fütterung so naturnah wie möglich zu gestalten und dabei die gesundheitlichen Bedürfnisse des Tieres zu berücksichtigen.

Warum BARF?

Sowohl Hund als auch Katze stammen ursprünglich von Beutegreifern ab. Während Hunde als Carni-Omnivoren (Fleischfresser mit pflanzlicher Beikost) gelten, sind Katzen strikte Karnivoren (reine Fleischfresser). Ihr Verdauungssystem ist darauf ausgelegt, rohes Fleisch, Knochen und Innereien optimal zu verwerten. Fertigfutter hingegen enthält oft künstliche Zusatzstoffe, Getreide oder minderwertige Füllstoffe, die nicht zur natürlichen Nahrung gehören.

Viele Tierhalter berichten bei Umstellung auf BARF von positiven Veränderungen:

  • mehr Vitalität und Energie
  • gesunde Haut und glänzendes Fell
  • reduzierte Zahnsteinbildung
  • bessere Verdauung und weniger Kotabsatz
  • Unterstützung von Immunsystem und Stoffwechsel

Der Aufbau einer BARF-Ration

Eine ausgewogene Rohfütterung besteht nicht nur aus Fleisch, sondern bildet den gesamten Beutetier-Aufbau nach. Das bedeutet:

  • Muskelfleisch: Hauptbestandteil, liefert hochwertiges Eiweiß und Energie
  • Knochen: Kalziumquelle, wichtig für Knochen und Zähne (Hunde)
  • Innereien: Herz, Leber, Niere, Milz – reich an Vitaminen und Mineralstoffen
  • Fett: essenziell für Energie, Geschmack und die Aufnahme fettlöslicher Vitamine
  • Gemüse & Obst (v. a. bei Hunden): Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, natürliche Vitamine
  • Ergänzungen: Öle, Seealgenmehl, Eierschale oder spezielle Zusätze je nach Bedarf

Bei Katzen entfällt die pflanzliche Komponente weitgehend, da sie pflanzliche Nährstoffe kaum verwerten können.

Beim Barfen ist eine ausgewogene Zusammenstellung der Nahrung entscheidend. Die Ration sollte aus:

  • Fleisch (ca. 70–80 %),
  • Innereien (ca. 10–15 %),
  • Knochen (ca. 10–15 %),
  • pflanzlichen Bestandteilen (ca. 5–10 %),

bestehen. Die genaue Zusammensetzung kann je nach Alter, Aktivitätslevel und Gesundheitszustand des Tieres variieren. Eine individuelle Anpassung ist daher wichtig.

Unterschiede zwischen Hund und Katze

  • Hund: verträgt auch einen kleinen pflanzlichen Anteil (Gemüse, Kräuter, Früchte), da er an das Leben in der Nähe des Menschen angepasst ist.
  • Katze: benötigt zwingend tierische Proteine und bestimmte Aminosäuren wie Taurin. Eine rein pflanzliche oder getreidereiche Ernährung ist für sie ungeeignet und gefährlich.

Vorteile des BARFens

  • Naturnahe Ernährung: Orientiert sich am Fressverhalten von Wolf und Wildkatze.
  • Kontrolle über die Zutaten: Der Halter weiß genau, was im Napf landet – kein „Industriegeheimnis“.
  • Hohe Akzeptanz: Frisches Fleisch wird von den meisten Tieren sehr gerne gefressen.
  • Bessere Verdaulichkeit: Viele Hunde und Katzen mit sensibler Verdauung vertragen BARF besser.
  • Gesundheitliche Vorteile: Häufig wird über glänzendes Fell, weniger Zahnstein, kräftige Muskulatur und stabileres Immunsystem berichtet.
  • Anpassbar: Die Rationen können individuell auf Alter, Aktivität oder Erkrankungen des Tieres abgestimmt werden.
  • Weniger Kotabsatz: Durch die hohe Verwertbarkeit bleibt weniger „Abfall“ übrig.

Nachteile bzw. Herausforderungen des BARFens

  • Erhöhter Zeitaufwand: Planung, Einkauf, Portionierung und Lagerung sind aufwendiger als bei Fertigfutter.
  • Gefahr der Fehlernährung: Ohne Wissen über Bedarfswerte (z. B. Calcium-Phosphor-Verhältnis, Taurin bei Katzen) kann es schnell zu Mängeln oder Überschüssen kommen.
  • Hygienische Risiken: Falsche Handhabung oder Lagerung von Rohfleisch kann Bakterienprobleme verursachen.
  • Kostenfaktor: Je nach Fleischqualität und Zusätzen kann BARFen teurer sein als Trocken- oder Nassfutter.
  • Nicht jeder Tierarzt unterstützt BARF: Beratung und Begleitung können je nach Praxis schwierig sein.
  • Nicht immer praktisch: Auf Reisen, bei Betreuung durch Dritte oder bei Tieren mit bestimmten Krankheiten (z. B. CNI) ist BARFen komplizierter.

Worauf muss man achten?

Barfen ist artgerecht, erfordert aber Wissen und Planung. Eine falsch zusammengesetzte Ration kann Mangelerscheinungen verursachen. Wichtig ist:

  • individuelle Anpassung an Alter, Gewicht, Aktivität und Gesundheitszustand des Tieres
  • ausgewogenes Verhältnis von Kalzium und Phosphor
  • regelmäßige Ergänzungen (z. B. Omega-3-Fettsäuren, Seealgenmehl für Jod uvm.)
  • hygienischer Umgang mit rohem Fleisch

Barfen bei gesundheitlichen Problemen

Gerade bei chronisch kranken Tieren (z. B. Allergien, Magen-Darm-Problemen, Nierenerkrankungen) kann eine gezielt angepasste Rohfütterung eine enorme Unterstützung sein und somit eine wertvolle Hilfe im Alltag darstellen. Die individuelle Anpassung der Fütterung macht es möglich, den Körper optimal zu entlasten, Symptome zu lindern und gezielt wichtige Nährstoffe bereitzustellen, die das Tier benötigt.

 

Fazit

Barfen ist keine Modeerscheinung, sondern eine Rückkehr zur natürlichen Ernährung unserer Haustiere. Mit Fachwissen und der richtigen Rationsgestaltung können Hund und Katze von den Vorteilen dieser Fütterung profitieren – für ein gesundes, vitales und langes Leben.

Das BARFen ist für mich als Tierheilpraktikerin die beste Ernährungsform – auch meine eigenen Tiere werden gebarft. Allerdings beobachte ich, dass im Internet zunehmend der Trend zu Fertig-BARF-Mischungen geht. Diese sind leider in über 99 % der Fälle nicht bedarfsdeckend und bergen das Risiko von Mangel- oder Fehlernährung.

Meine Empfehlung lautet daher: BARFen ja – aber bitte richtig!
Das bedeutet: immer auf Basis eines Ernährungsplans nach wissenschaftlicher Grundlage und anerkannten Standards wie:

  • NRC (2006) – National Research Council
  • Meyer/Zentek (2016) – Ernährungsphysiologie
  • FEDIAF (2020) – Europäischer Industrieverband

Nur so ist sichergestellt, dass Hund und Katze eine ausgewogene, gesunde und langfristig bedarfsdeckende Ernährung erhalten.