Krebs bei Hund & Katze
Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen bei älteren Hunden und Katzen. Die Diagnose "Krebs" löst bei Tierbesitzern oft Angst und Verzweiflung aus, doch dank moderner Veterinärmedizin gibt es heute viele Behandlungsmöglichkeiten, die das Leben unserer vierbeinigen Freunde verlängern und ihre Lebensqualität verbessern können.
Was ist Krebs bei Haustieren?
Krebs entsteht, wenn sich Zellen unkontrolliert teilen und wachsen. Diese abnormalen Zellen können gesundes Gewebe verdrängen und zerstören. Bei Hunden und Katzen kann Krebs praktisch jeden Körperteil befallen, wobei die Häufigkeit und Art der Krebserkrankungen je nach Tierart, Rasse, Alter und genetischen Faktoren variiert.
Die häufigsten Krebsarten bei Hunden
1. Lymphom (Lymphdrüsenkrebs)
Das Lymphom ist eine der häufigsten Krebsarten bei Hunden und betrifft das Lymphsystem. Es gibt verschiedene Formen:
- Multizentrisches Lymphom: Befällt mehrere Lymphknoten gleichzeitig
- Alimentäres Lymphom: Betrifft den Magen-Darm-Trakt
- Mediastinales Lymphom: Befällt die Lymphknoten im Brustkorb
- Extranodales Lymphom: Betrifft Organe außerhalb des Lymphsystems
Symptome: Geschwollene Lymphknoten, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Lethargie, Erbrechen oder Durchfall (je nach Form).
2. Mastzelltumor
Mastzelltumore sind die häufigsten Hauttumoren bei Hunden. Sie entstehen aus Mastzellen, die normalerweise bei allergischen Reaktionen eine Rolle spielen.
Eigenschaften: Können gutartig oder bösartig sein, variieren stark in Größe und Aussehen, oft als Knoten unter der Haut tastbar.
Symptome: Hautknoten, die sich in Größe verändern können, manchmal Juckreiz oder Rötung um den Tumor.
3. Osteosarkom (Knochenkrebs)
Das Osteosarkom ist der häufigste primäre Knochenkrebs bei Hunden und betrifft vor allem große Rassen.
Häufig betroffene Stellen: Lange Röhrenknochen der Beine, besonders am kniegelenknahen Ende des Oberschenkelknochens.
Symptome: Lahmheit, Schwellung, Schmerzen, manchmal Knochenbrüche an ungewöhnlichen Stellen.
4. Hämangiosarkom
Dieser aggressive Krebs entwickelt sich aus den Zellen der Blutgefäße und kann verschiedene Organe befallen.
Häufige Lokalisationen: Milz, Herz, Leber, Haut.
Symptome: Plötzliche Schwäche, blasse Schleimhäute, Atemnot, aufgeblähter Bauch (bei Milzbefall).
5. Mammakarzinom (Brustkrebs)
Brustkrebs ist besonders bei unkastrierten Hündinnen häufig und kann sowohl gutartig als auch bösartig sein.
Risikofaktoren: Späte oder fehlende Kastration, Hormonbehandlungen.
Symptome: Knoten oder Verhärtungen im Brustgewebe, Veränderungen der Zitzen.
6. Melanom
Melanome bei Hunden können an verschiedenen Körperstellen auftreten, wobei das Maul eine häufige Lokalisation ist.
Arten: Hautmelanom (oft gutartig), Schleimhautmelanom (meist bösartig).
Symptome: Dunkle, pigmentierte Knoten, Zahnfleischveränderungen, Mundgeruch.
Die häufigsten Krebsarten bei Katzen
1. Lymphom
Auch bei Katzen ist das Lymphom eine der häufigsten Krebsarten, wobei es oft mit dem Felinen Leukämie-Virus (FeLV) in Verbindung steht.
Formen bei Katzen:
- Alimentäres Lymphom: Häufigste Form, betrifft den Darm
- Mediastinales Lymphom: Befällt den Brustkorb
- Multizentrisches Lymphom: Betrifft mehrere Lymphknoten
- Renales Lymphom: Befällt die Nieren
Symptome: Gewichtsverlust, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Atembeschwerden.
2. Plattenepithelkarzinom
Dieser Hautkrebs tritt besonders häufig an wenig behaarten oder weißen Körperstellen auf.
Häufige Lokalisationen: Nase, Ohren, Augenlider, besonders bei weißen Katzen.
Ursachen: UV-Strahlung ist ein Hauptrisikofaktor.
Symptome: Rötliche, schuppige Hautstellen, die nicht heilen, Krusten, Ulzerationen.
3. Mammakarzinom
Brustkrebs ist bei Katzen besonders aggressiv und metastasiert schnell.
Besonderheiten: 85-90% der Mammakarzinome bei Katzen sind bösartig (im Vergleich zu 50% bei Hunden).
Symptome: Knoten im Brustgewebe, Verhärtungen, Veränderungen der Haut über der Gesäugeleiste.
4. Fibrosarkom
Fibrosarkome entwickeln sich aus Bindegewebe und können verschiedene Körperregionen befallen.
Injection-Site-Sarkome: Besondere Form, die an Injektionsstellen entstehen kann.
Symptome: Feste Knoten unter der Haut, die schnell wachsen können.
5. Mastzelltumor
Obwohl seltener als bei Hunden, können auch Katzen Mastzelltumore entwickeln.
Besonderheiten: Bei Katzen oft auf der Haut des Kopfes und Halses lokalisiert.
6. Transitionalzellkarzinom
Dieser Krebs befällt die Harnblase und die Harnwege.
Symptome: Blut im Urin, häufiges Urinieren, Schwierigkeiten beim Wasserlassen.
Risikofaktoren und Vorbeugung
Allgemeine Risikofaktoren
- Alter: Das Krebsrisiko steigt mit dem Alter deutlich an
- Genetik: Bestimmte Rassen haben höhere Krebsraten
- Geschlecht: Unkastrierte Tiere haben höhere Risiken für hormonabhängige Tumoren
- Umweltfaktoren: UV-Strahlung, Zigarettenrauch, Chemikalien
- Infektionen: Viren wie FeLV bei Katzen
Präventionsmaßnahmen
- Frühzeitige Kastration: Reduziert das Risiko für Brust-, Hoden- und Prostatakrebs
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Früherkennung ist entscheidend
- Schutz vor UV-Strahlung: Besonders wichtig für weiße oder wenig behaarte Tiere
- Gesunde Ernährung: Übergewicht vermeiden
- Impfungen: Schutz vor krebsauslösenden Viren
Früherkennung und Warnsignale
Worauf Tierbesitzer achten sollten:
- Tastbare Knoten oder Schwellungen
- Anhaltende Wunden, die nicht heilen
- Gewichtsverlust ohne erkennbare Ursache
- Veränderungen im Fressverhalten
- Atembeschwerden oder anhaltender Husten
- Blutungen aus Körperöffnungen
- Lahmheit oder Bewegungsunlust
- Verhaltensveränderungen
Die Regel der 3 W's:
- Wachsen: Vergrößert sich ein Knoten?
- Wund: Ist eine Stelle wund oder blutet sie?
- Wandel: Verändert sich das Verhalten des Tieres?
Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten
Diagnostische Verfahren
- Klinische Untersuchung: Erste Beurteilung durch den Tierarzt
- Zytologie: Untersuchung von Zellen aus Punktaten
- Histopathologie: Gewebeuntersuchung nach Biopsie
- Bildgebung: Röntgen, Ultraschall, CT, MRT
- Blutuntersuchungen: Allgemeine Gesundheitsbewertung
Behandlungsoptionen bei Krebs (schulmedizinisch)
Chirurgie
Bei lokal begrenzten Tumoren ist die operative Entfernung in vielen Fällen die Therapie der ersten Wahl. Je nach Tumorart und -lage kann die vollständige Resektion kurativ oder zumindest lebensverlängernd sein.
Chemotherapie
Die medikamentöse Therapie mit Zytostatika zielt auf die Zerstörung schnell wachsender Tumorzellen ab. Sie wird häufig bei systemischen oder nicht vollständig operablen Tumoren eingesetzt und ist – entgegen häufiger Befürchtungen – bei Hund und Katze in der Regel gut verträglich.
Strahlentherapie
Eine gezielte lokale Bestrahlung wird vor allem bei schwer zugänglichen Tumoren oder zur Nachbehandlung nach einer unvollständigen Tumorentfernung eingesetzt. Sie ist nur an spezialisierten Zentren verfügbar.
Immuntherapie (moderne Ansätze)
Einige neuere Behandlungsformen zielen darauf ab, das körpereigene Immunsystem gezielt gegen Tumorzellen zu aktivieren. Hierzu zählen z. B. tumorgerichtete Antikörpertherapien oder tumorvakzinbasierte Ansätze (noch begrenzt verfügbar in der Tiermedizin).
Palliativmedizin
Wenn keine kurative Therapie möglich ist, steht die Linderung von Schmerzen, Beschwerden und stressbedingten Begleiterscheinungen im Vordergrund. Ziel ist es, dem Tier so lange wie möglich eine gute Lebensqualität zu erhalten.
Ergänzende naturheilkundliche Therapien (unterstützend zur Schulmedizin)
Misteltherapie (z. B. Iscador® Vet)
Die Mistel wird traditionell zur Immunstimulation, Lebensqualitätsverbesserung und in Einzelfällen zur Wachstumshemmung von Tumoren eingesetzt. Sie kann schulmedizinische Maßnahmen sinnvoll begleiten.
Horvi-Enzym-Therapie
Diese biologisch-enzymatische Behandlung auf Basis von tierischen Giften (z. B. Schlangen- oder Skorpionenzyme) soll das Immunsystem regulieren und die Tumorabwehr unterstützen. In der komplementären Onkologie wird sie insbesondere zur Verbesserung des Allgemeinbefindens eingesetzt.
Heilpilze (Mykotherapie)
Bestimmte Vitalpilze wie Coriolus, Agaricus blazei, Reishi oder Shiitake enthalten Polysaccharide (z. B. Beta-Glucane), die immunmodulierend, antioxidativ und entzündungshemmend wirken können. Sie werden begleitend zur konventionellen Therapie zur Unterstützung des Immunsystems eingesetzt.
Prognose und Lebensqualität
Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Art und Stadium des Krebses
- Allgemeinzustand des Tieres
- Frühe Erkennung und Behandlung
- Ansprechen auf die Therapie
Moderne Veterinäronkologie ermöglicht es, auch bei Krebserkrankungen oft eine gute Lebensqualität für Monate oder Jahre zu erhalten. Wichtig ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Tierbesitzer, Haustierarzt und gegebenenfalls Onkologen.
Fazit
Krebs bei Hunden und Katzen ist keine seltene Erkrankung, aber mit der richtigen Früherkennung, modernen Behandlungsmethoden und liebevoller Pflege können viele Tiere trotz Krebsdiagnose noch ein erfülltes Leben führen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und die Aufmerksamkeit der Tierbesitzer für Veränderungen sind dabei entscheidende Faktoren für eine positive Prognose.
Bei Verdacht auf eine Krebserkrankung sollten Tierbesitzer nicht zögern, schnell einen Tierarzt aufzusuchen. Je früher eine Diagnose gestellt wird, desto besser sind in der Regel die Behandlungsmöglichkeiten und die Prognose für das geliebte Haustier.