Elli und ihre Geschichte mit den drei Darminvaginationen

geschrieben von Andrea, Ellis Frauchen

Elli (Maine Coon) kam mit 3 Monaten in katastrophalem Zustand zu mir: Flüssiger Durchfall, deutlich zu dünn, lichtes Fell und, wie sich ein paar Tage später herausstellte, voll mit Spulwürmern. Entwurmen wird die Probleme sicher lösen hatte ich gehofft, aber auch nachdem keine Parasiten mehr in mehreren Kotproben nachgewiesen werden konnten, blieb der wässrige Durchfall und verschlimmerte sich innerhalb von 3 Wochen bis hin zu blutigem Durchfall.
Zu dem Zeitpunkt waren wir mehrfach die Woche beim Tierarzt, nichts hat Verbesserung gebracht. Elli verschlang mit 4 Monaten und 2,5 kg Körpergewicht knapp 1 kg hochwertiges Nassfutter am Tag, nahm trotzdem kein Gramm zu.

Parallel hatte ich über die Züchterin recherchiert und herausgefunden, dass in Elli’s Wurf bereits ein Geschwisterchen wenige Wochen vorher an den Folgen einer Darminvagination verstorben war.

Darminvagination - hatte ich vorher nie gehört, begann mich dann zu informieren und sprach den Umstand auch mit meiner Tierärztin an. Bei einer Ultraschalluntersuchung kurz darauf hatten wir quasi Glück im Unglück: Elli’s Darm muss kurz vor dem Termin invaginiert haben. Sie hatte zu dem Zeitpunkt bis auf den „üblichen“ Durchfall keinerlei Symptome, hatte Energie und zeigte
keinerlei Schmerzen.

Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich sie direkt nach dem Ultraschall Notoperiert werden musste. Durch die Früherkennung musste kein Darm entfernt werden, die Invagination konnte ausmassiert werden.
Nach der Op war Elli super schnell wieder fit, sie ist wirklich eine kleine Kämpferin - was uns wohl auch durch die kommenden Wochen gebracht hat. Darminvaginationen neigen zum Rezidiv (einer erneuten Invagination), vor allem in den Wochen und Monaten danach. So leider auch bei Elli.
Genau 4 Wochen nach der ersten Invagination folgte die Zweite (Symptome waren dieses Mal Erbrechen). Sie erbrach um 6 Uhr Morgens das erste Mal, um 8 Uhr war ich beim Tierarzt und sie wurde direkt wieder Not-operiert. Tja, und weil alle „guten“ Dinge 3 sind, musste die Kleine nur eine Woche nach der zweiten Invagination noch eine Dritte durchstehen (Symptom Verstopfung).
Zu dem Zeitpunkt war ich einfach nur noch verzweifelt, niemand konnte uns helfen. Meine Tierärztin war mit ihrem Latein am Ende. Schon bei der zweiten Invagination hatte sie mir gesagt,dass man Elli wohl nicht retten könne. Wie sie mich dabei angeguckt hat, werde ich nievergessen…

Aber wir hatten nichts mehr zu verlieren, also hab ich Tag und Nacht recherchiert. Direkt am Tag nach der 3. Invagination bin ich mit ihr 3,5 Stunden zu einer auf Darminvaginationen spezialisierten Uniklinik gefahren, in der Hoffnung auf Hilfe. Mir wurde immer bewusster, dass selbst die Tierärzte mit der größten Kompetenz in dem Bereich nicht den gesamten Umfang sehen, den man sehen muss, um betroffenen Katzen nachhaltig zu helfen und Rezidive vorzubeugen oder am besten zu vermeiden. Auch nach dem Besuch in der Uniklinik standen wir alleine da, ohne große Erkenntnisse, nur mit der Angst vor einer erneuten Invagination, die meine
Kleine eventuell nicht überlebt hätte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Elli zwar etwas zugenommen, war aber immer noch unterentwickelt, viel zu dünn und von geformten Kot ging es wieder Richtung Durchfall.
Ich startete den Versuch einer Ausschlussdiät und fragte mich weiterhin verzweifelt durch - Irgendwer muss uns doch helfen können?! Elli wog zu diesem Zeitpunkt 4 kg, für eine grosse Maine Coon immer noch deutlich zu wenig.
Nach einigen Umwegen fand ich sehr hilfsbereite Menschen, die mir Dayana empfohlen haben. Ein Darmflora Profil und unterstützende Blutbilder zeigten, dass Elli jede Menge Baustellen hatte, wie z.B. eine sehr starke Dysbiose im Darm, Leaky Gut, Gallensäure Verlustsyndrom und dementsprechend diverse Unverträglichkeiten. Es gab endlich Anhaltspunkte! Das erste Mal, wo ich mich nicht mehr alleine in der Situation gefühlt habe.
Wir starteten mit der Therapie, die sofort eine Verbesserung brachte (Durchfall ist seitdem Geschichte bei uns, es gab keinen einzigen Rückfall in fast 1,5 Jahren). Elli nahm 1,5 kg in wenigen Wochen zu, hatte endlich Normalgewicht. Da sie so ein schwerer Fall war, mussten wir über die Monate immer wieder Dinge auf Elli anpassen und uns langsam vortasten - so auch beim Thema Futter, da sie auch während der Ausschlussdiät noch Anzeichen für Unverträglichkeiten hatte.

Da wir alle ein Happy End lieben: Elli wird heute 2 Jahre alt und wiegt 7 kg (fantastisches Gewicht, was niemand für erreichbar hielt), ist super fit und hat eine gute Verdauung ohne auch nur einen einzigen Rückfall. Mein kleines Mädchen wird jetzt gebarft (ich mixe das Barf nach Dayana’s Rezept selber zusammen, um jegliche chemische Zusätze zu vermeiden). Nach einem intensiven Darmaufbau und dem für sie passenden Futter konnten wir uns zum ersten Mal wirklich über ihr
letztes Blutbild und Darmflora Profil freuen. Elli hat noch andere Baustellen, aber selbst bei 3 zusätzlichen Operationen in den letzten Monaten hat der Darm keine Probleme mehr bereitet.
Meine Tierärzte können es nicht glauben… ich oft auch noch nicht.
Noch ein paar Dinge, die mir sehr wichtig sind bei Elli’s Geschichte zu erwähnen, da ich hoffe es hilft anderen Betroffenen und erhöht das Bewusstsein, denn nur so können Falschdiagnosen verhindert werden:

Symptome einer Invagination bei einer Katze:

  • Wiederholtes Erbrechen (teils stinkend und dunkel, da der Darminhalt erbrochen wird)
  • Anhaltender Durchfall
  • Verstopfung
  • Verweigerung von Nahrungsaufnahme
  • Apathie
  • Schmerzen im Bauchraum
    Die Symptome sind sehr divers und können am Anfang schwach ausgeprägt sein (wie in Elli’s Fall erwähnt), so dass man eventuell nicht schnell handelt oder der behandelnde Tierarzt falsch diagnostiziert. Je früher eine Invagination erkannt wird, desto besser die Chancen auf einen erfolgreichen Eingriff.

Fakten:

  • Invaginationen treten überdurchschnittlich häufig bei Jungtieren (bis ca. 2 Jahre) auf, können aber grundsätzlich auch darüber auftreten
  • Maine Coon Katzen sind überdurchschnittlich häufig betroffen, aber auch Norwegische Waldkatzen und Siam scheinen eine stärkere Disposition zu haben
  • Ursache: Die Hälfte aller Invaginationen entstehen ohne, dass man einen konkreten Auslöser ausmachen kann.
    Ursachen können sein: Parasiten, Infektionen, Unverträglichkeiten, Stress, Erkrankungen des Magen-Darmtraktes oder vorherige Operationen. Auch säugende Katzen der jeweiligen Rassen neigen eher zu einer Invagination.
  • Diagnose: Erfahrene Ärzte können den Bauchraum auf Verhärtungen abtasten, bei Verdacht sollte IMMER auf einen Ultraschall oder Röntgen bestanden werden
  • Behandlung: Eine Invagination ist IMMER ein Notfall und muss so schnell wie möglich chirurgisch behandelt werden, da nach kurzer Zeit das Darmgewebe nicht mehr genügend durchblutet wird, abstirbt oder reißen kann. Bei Früherkennung kann der Darm u.U. nach der Öffnung des Bauchraumes ausmassiert werden, bei einem Großteil der Invaginationen muss leider ein Teil vom Darm entfernt werden. In Spezialkliniken kann der Darm von einem fähigen Chirurgen zusätzlich im Bauchraum vorübergehend fixiert werden um ein Rezidiv vorzubeugen.