Die Weihnachts- und Silvestertage rücken näher – eine Zeit der Freude für uns Menschen, aber oft eine Herausforderung für unsere vierbeinigen Familienmitglieder. Besucher, ungewohnte Gerüche, festliche Dekoration und vor allem die Silvesterknallerei bedeuten für viele Haustiere enormen Stress. Doch mit der richtigen Vorbereitung können Sie dafür sorgen, dass die Feiertage für alle Beteiligten entspannt und sicher verlaufen.
Der sichere Rückzugsort - Das A und O für gestresste Tiere
Schaffen Sie eine Ruhezone: Jedes Haustier braucht während der Feiertage einen Ort, an dem es sich ungestört zurückziehen kann. Ideal ist ein ruhiges Zimmer, am besten das Schlafzimmer, in dem sich Ihre Gäste nicht aufhalten werden.
Für Katzen: Richten Sie erhöhte Versteckmöglichkeiten ein – auf Schränken oder in Bettkästen fühlen sich Katzen besonders sicher. Ein kuscheliger Karton oder eine Transportbox mit offener Tür und weicher Decke bietet zusätzliche Geborgenheit.
Für Hunde: Manche Hunde bevorzugen eine "Höhle" – einfach einen Tisch mit Decken verhängen, fertig ist der sichere Unterschlupf. Legen Sie das Lieblingsspielzeug und vertraute Decken hinein.
Wichtig: Instruieren Sie Ihre Gäste eindringlich, das Tier in seinem Rückzugsort absolut in Ruhe zu lassen. Kinder sollten besonders aufgeklärt werden, dass das Tier nicht gestört werden darf.
Silvester - Die größte Herausforderung des Jahres
Vorbereitung ist alles
Schon Tage vorher handeln: Beginnen Sie einige Tage vor Silvester damit, Ihren Hund nur noch an der Leine auszuführen. Schleppleinen oder Flexileinen geben dem Hund ausreichend Bewegungsfreiheit bei maximaler Sicherheit. Unterschätzen Sie niemals die Panik, die selbst sonst ruhige Tiere bei Knallgeräuschen entwickeln können!
Am Silvesterabend selbst:
- Schließen Sie alle Türen und Fenster
- Lassen Sie Rollläden herunter, um Lichtblitze und Lärm zu dämpfen
- Schalten Sie Radio oder Fernseher ein, um Außengeräusche zu übertönen
- Ziehen Sie Vorhänge zu
- Verzichten Sie auf eigenes Feuerwerk in Haus oder Garten
- Lassen Sie panische Tiere niemals allein zu Hause!
Freigängerkatzen: Lassen Sie Ihre Katze an Silvester maximal in den frühen Morgenstunden hinaus und holen Sie sie spätestens am frühen Vorittag wieder herein. Leider gibt es Menschen, die Böller gezielt auf Tiere werfen – schützen Sie Ihre Katze vor solchen Gefahren.
Die unterschätzte Gefahr: Weglaufen
Die Wochen um Weihnachten und Silvester sind Hochsaison für vermisste Haustiere. Wenn das Haus voller Gäste ist, passiert es schnell: Die Tür steht offen, das Tier nutzt die Gelegenheit und stürmt nach draußen.
Präventionsmaßnahmen:
- Informieren Sie alle Gäste über die Wichtigkeit geschlossener Türen
- Hängen Sie ein Schild an die Haustür: "Achtung - Tier im Haus!"
- Überprüfen Sie vorab, ob Chip und Registrierung (TASSO, FINDEFIX) aktuell sind
- Kontrollieren Sie vor dem Öffnen der Wohnungstür immer, wo sich Ihr Tier aufhält:
Der Weihnachtsbaum - Schön, aber gefährlich
Der festlich geschmückte Tannenbaum ist die wohl größte Gefahrenquelle der Weihnachtszeit.
Gefahren durch Baumschmuck
Christbaumkugeln: Für Katzen sind die glitzernden, wackelnden Kugeln wie Bälle – unwiderstehlich zum Spielen. Wenn sie zerbrechen, können Glas- oder Plastiksplitter verschluckt werden und schwere innere Verletzungen verursachen.
Lametta, Engelshaar und Geschenkbänder: Diese scheinbar harmlosen Dekorationen sind tödliche Fallen! Sie wickeln sich um Zähne und Zunge, werden verschluckt und wandern durch den Verdauungstrakt. Dabei kann das Material wie eine Schnur wirken und den Darm regelrecht durchschneiden (ähnlich wie man sich an Papier schneiden kann). Der austretende Darminhalt führt zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung (Peritonitis). Zudem enthält Lametta giftige Stoffe, die für Katzen und Hunde tödlich sein können.
Die einzige Rettung ist dann eine Not-Operation – oft mit ungewissem Ausgang und hohen Kosten.
Sichere Alternativen
- Verwenden Sie Plastik- oder Holzkugeln statt Glas
- Verzichten Sie komplett auf Lametta und Engelshaar
- Befestigen Sie den Baum zusätzlich mit Spanngurten oder Haken
- Nutzen Sie LED-Kerzen statt echter Kerzen (Verbrennungs- und Brandgefahr!)
- Sichern Sie Stromkabel – viele Tiere knabbern gerne daran
Giftige ätherische Öle
Viele ätherische Öle sind toxisch, besonders für Katzen, die diese nicht abbauen können. Gefährlich sind:
- Tannenbaumharz
- Sprühschnee
- Duftkerzen
- Raumsprays mit Tannen- oder Zimtduft
Giftige Pflanzen - Vorsicht bei der Deko
Der Weihnachtsstern ist die beliebteste Festtagspflanze – und leider hochgiftig für Hunde und Katzen. Selbst wenn Ihr Tier die Pflanze nicht anknabbert: Viele Tiere trinken abgestandenes Wasser aus Übertöpfen, und dieses ist bei giftigen Pflanzen ebenfalls toxisch!
Weitere giftige Pflanzen der Weihnachtszeit:
- Mistelzweige (alle Teile hochgiftig)
- Thuja (Lebensbaum)
- Taxus (Eibe)
- Stechpalme (Ilex)
- Amaryllis
- Weihnachtskaktus (leicht giftig)
Tipp: Stellen Sie diese Pflanzen außer Reichweite oder verzichten Sie ganz darauf und wählen Sie tierfreundliche Alternativen wie Bambus oder Gräser.
Das Festtagsmenü - Verlockend, aber gefährlich
Schokolade und Süßigkeiten
Schokolade enthält Theobromin, das für Hunde und Katzen hochgiftig ist. Je dunkler die Schokolade, desto gefährlicher! Bereits kleine Mengen können zu Vergiftungen führen. Auch Xylitol (Birkenzucker) in zuckerfreien Süßigkeiten ist tödlich giftig für Hunde.
Vorsichtsmaßnahmen:
- Bewahren Sie Süßigkeiten außer Reichweite auf
- Warnen Sie Gäste und Kinder, nichts mit dem Tier zu teilen
- Stellen Sie keine Süßigkeitenteller auf niedrigen Tischen ab
Der Festtagsbraten
So verlockend der Bratenduft auch ist – widerstehen Sie den Bettelblicken:
- Gekochte/gebratene Knochen splittern und können zu lebensgefährlichen inneren Verletzungen führen
- Fettiges Fleisch kann eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) auslösen
- Gewürzte Speisen belasten Magen und Darm
- Zwiebeln und Knoblauch sind giftig für Hunde und Katzen
Alternative: Wenn Sie Ihrem Tier etwas Besonderes gönnen möchten, geben Sie ein kleines Stück ungewürztes, mageres Rind- oder Geflügelfleisch oder spezielle Tiersnacks.
Besondere Rücksichtnahme auf Gäste
Nicht zu vergessen: Auch Ihre Gäste haben möglicherweise Bedürfnisse.
Bei Hunden: Nicht jeder Mensch fühlt sich wohl mit Hunden. Respektieren Sie Ängste und weisen Sie dem Hund gegebenenfalls sein Rückzugszimmer zu.
Bei Katzen: Katzenhaarallergien sind weit verbreitet. Informieren Sie Gäste vorab über Ihre Katze und saugen Sie gründlich vor dem Besuch. Bei starken Allergien sollte die Katze vielleicht in einem separaten Bereich bleiben.
Natürliche Hilfe bei Stress und Angst
Wenn Ihr Tier massiv unter dem Stress der Feiertage leidet, gibt es sanfte, natürliche Unterstützungsmöglichkeiten. Vereinbaren Sie rechtzeitig einen Termin, um die passende Behandlung für Ihr Tier und Ihre individuelle Situation zu finden.
Bewährte Heilkräuter und Mittel
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
- Hellt die Stimmung auf
- Löst Angstzustände
- Lindert nervöse Unruhe
- Achtung: Nicht bei hellen Tieren wegen erhöhter Lichtempfindlichkeit; kann Wechselwirkungen mit Medikamenten haben
Baldrian (Valeriana officinalis)
- Wirkt im Zentralnervensystem beruhigend
- Fördert das Einschlafen
- Entspannt bei nervöser Anspannung
- Hinweis: Bei manchen Katzen kann Baldrian paradoxerweise aufputschend wirken
Melisse (Melissa officinalis)
- Besonders wirksam bei nervösen und ängstlichen Tieren
- Leicht beruhigend und angstlösend
- Gut bei stressbedingten Magen-Darm-Beschwerden
Bach-Rescue-Tropfen (Notfalltropfen)
- Erste Hilfe bei akuten Stresssituationen
- Schnelle Wirkung bei Panik und Schock
- Kann vorbeugend gegeben werden
Weitere Möglichkeiten:
- CBD-Öl (speziell für Tiere): Kann Angst reduzieren und beruhigend wirken
- Adaptil/Feliway: Pheromone, die beruhigend wirken (als Stecker oder Spray)
- Thundershirt: Enge Weste, die durch sanften Druck beruhigt
- L-Tryptophan: Natürliche Aminosäure mit beruhigender Wirkung
Wichtig: Beginnen Sie mit der Behandlung rechtzeitig – idealerweise 2-3 Wochen vor den Feiertagen, damit die Mittel ihre volle Wirkung entfalten können. Besprechen Sie alle Anwendungen vorab mit Ihrem Tierarzt oder Tierheilpraktiker!
Besondere Empfehlung:
Notfall-Checkliste
Für den Fall der Fälle sollten Sie vorbereitet sein:
Halten Sie bereit:
- Telefonnummer Ihres Tierarztes
- Adresse der nächsten Tierklinik mit Notdienst
- Kleine Reiseapotheke (Aktivkohle, Verbandsmaterial)
- Transportbox für schnellen Transport
Wann Sie sofort handeln müssen:
- Tier hat etwas Giftiges gefressen
- Starkes Erbrechen oder Durchfall
- Atemnot oder starkes Hecheln
- Apathie oder Bewusstlosigkeit
- Blutungen
- Verdacht auf Verschlucken von Fremdkörpern
Zusammenfassung - So gelingt das Fest
Die Weihnachts- und Silvesterzeit muss kein Albtraum für Ihr Haustier sein. Mit vorausschauender Planung, aufmerksamer Vorbereitung und dem nötigen Respekt vor den Bedürfnissen Ihres Tieres schaffen Sie eine entspannte Atmosphäre für alle.
Die wichtigsten Grundregeln:
- Rückzugsort einrichten und respektieren
- Gefahrenquellen eliminieren (Deko, Pflanzen, Lebensmittel)
- Türen und Fenster an Silvester sichern
- Hunde an der Leine führen vor Silvester
- Bei Bedarf rechtzeitig natürliche Beruhigungsmittel einsetzen
- Gäste über Regeln informieren
- Notfallnummern bereithalten
Mit Achtsamkeit und Vorbereitung können Sie sicherstellen, dass die Feiertage für Ihre gesamte Familie – auf zwei und vier Beinen – zu einer schönen, entspannten Zeit werden.
Ihr Haustier zeigt starke Stresssymptome? Zögern Sie nicht, rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gemeinsam finden wir die passende Lösung für Ihr Tier und Ihre individuelle Situation. Vereinbaren Sie noch heute einen Beratungstermin!