Blutbild bei Magen-Darm-Erkrankungen – Welche Werte sind bei Hund & Katze wirklich wichtig?

Veröffentlicht am 25. Juli 2025 um 12:52

Ein umfassendes Blutbild kann bei Magen-Darm-Beschwerden von Hund und Katze äußerst wertvolle und bedeutende Hinweise liefern – und das oft schon bevor erste, deutliche Symptome wie Durchfall, Erbrechen oder Appetitlosigkeit überhaupt wahrnehmbar auftreten. Besonders bei hartnäckigen, chronischen oder immer wiederkehrenden Beschwerden lohnt es sich, einen besonders genauen und sorgfältigen Blick auf bestimmte Blutwerte zu werfen, die in enger Verbindung mit der Verdauung, Leber, Bauchspeicheldrüse und Darmgesundheit stehen und somit wichtige Erkenntnisse über den Gesundheitszustand liefern können.

 

🩸 Wichtige Blutwerte bei Verdauungsproblemen:

1. Leberwerte (ALT, AST, AP, GGT, Bilirubin)

Leberwerte sind bei Magen-Darm-Erkrankungen oft mitbetroffen – etwa durch Entzündungen, Futtermittelunverträglichkeiten, Giftstoffe oder Medikamente.

Besonders die Gallenwerte (v. a. GGT und AP) können bei einer Gallengangsentzündung (Cholangitis), Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) oder bei Gallensteinen auffällig werden. Diese Erkrankungen führen zu Reizungen und Stauungen im Gallesystem, was wiederum die Verdauung von Fetten massiv beeinträchtigen kann. Bilirubin ist ein äußerst wichtiger Marker bei der Diagnose von Gallenstauung oder Hepatitis. 

Eine gestörte Leber- und Gallenfunktion wirkt sich oft direkt auf die Darmgesundheit aus – z. B. durch Verdauungsstörungen, Blähungen, Übelkeit oder chronischen Durchfall.

2. Pankreaswerte (fPLI/cPLI, Lipase, TLI)

Die Bauchspeicheldrüse spielt eine zentrale Rolle bei der Fett- und Eiweißverdauung. Werte wie CPLI (Hund) oder fPLI (Katze) helfen beim Nachweis einer Pankreatitis, während TLI zur Diagnose einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI) dient.

3. Vitamin B12 (Cobalamin) & Folsäure

Beide Nährstoffe werden im Dünndarm aufgenommen und sind bei Dysbiose, chronischer Darmentzündung oder Malabsorption oft verändert.

  • B12 erniedrigt: Hinweis auf Aufnahmestörung, z. B. durch EPI, Dünndarmschäden oder Dysbiose.
  • Folsäure erhöht: Typisches Zeichen für eine bakterielle Fehlbesiedelung (SIBO), da bestimmte Bakterien sie vermehrt produzieren.
  • Das Muster „Vitamin B12 niedrig, Folsäure hoch“ deutet stark auf eine SIBO beim Tier hin.

4. Entzündungsmarker (z. B. CRP beim Hund)

Das C-reaktive Protein (CRP) ist ein sensibler Marker für systemische Entzündungen – auch bei stillen Entzündungen im Verdauungstrakt, Leber oder Pankreas.

Beim Hund ist das C-reaktive Protein (CRP) ein gut validierter Entzündungsmarker, der bei vielen akuten oder chronischen Erkrankungen (z. B. Pankreatitis, Infektionen, systemische Entzündungen) zuverlässig ansteigt.

Bei der Katze ist das CRP hingegen kein zuverlässiger Parameter, da:

  • Katzen generell anders auf Entzündungen reagieren (geringere Akute-Phase-Reaktion)
  • CRP bei Katzen nicht konstant ansteigt, selbst bei schweren Entzündungen

5. Differenzialblutbild – weiße Blutkörperchen

Das Differenzialblutbild liefert wertvolle Hinweise über das Immunsystem und laufende Entzündungs- oder Infektionsprozesse im Körper. Die Zusammensetzung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) kann Rückschlüsse auf Art und Verlauf einer Erkrankung geben – gerade bei chronischen oder diffusen Magen-Darm-Problemen.

  • Eosinophile: erhöht bei Wurmbefall oder Allergien
  • Monozyten: Hinweis auf chronische Entzündung oder Parasiten
  • Neutrophile/Lymphozyten: verändert bei Infektionen oder Immunreaktionen

6. Rote Blutwerte (Erythrozyten, Hämatokrit, Hämoglobin)

Die sogenannten roten Blutwerte geben Auskunft über die Sauerstofftransportkapazität des Blutes und mögliche Hinweise auf eine Anämie (Blutarmut), die bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen durchaus häufiger vorkommt – teils unerkannt.

 

  • Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
    Sie transportieren Sauerstoff durch den Körper. Eine zu geringe Anzahl kann auf eine Anämie hinweisen, eine erhöhte Zahl dagegen z. B. bei Flüssigkeitsmangel oder Austrocknung (Dehydratation) vorkommen.
  •  Hämoglobin (Hb)
    Der rote Blutfarbstoff ist entscheidend für den Sauerstofftransport. Ein erniedrigter Hb-Wert weist auf eine verminderte Sauerstoffversorgung des Gewebes hin, was zu Müdigkeit, Schwäche und schlechter Regeneration führen kann.
  • Hämatokrit (Hkt)
    Er zeigt den Anteil der Zellen am Gesamtblutvolumen. Ein niedriger Hämatokritwert deutet auf eine Anämie hin, ein erhöhter auf Flüssigkeitsverlust oder eine gestörte Blutbildung.

7.  Protein-Stoffwechsel – Verlust & Entzündung erkennen

Der Eiweißstoffwechsel ist bei Magen-Darm-Erkrankungen häufig mitbetroffen, vor allem bei chronischen Entzündungen oder Schleimhautschäden im Dünndarm.

  • Gesamteiweiß & Albumin
    → Ein Abfall kann auf eine Protein-losing Enteropathy (PLE) hindeuten – dabei verliert der Körper über die entzündete Darmschleimhaut wertvolles Eiweiß. Dies kann zu Ödemen, Gewichtsverlust und Abwehrschwäche führen.
  • Globuline
    → Sind häufig erhöht bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. IBD) und zeigen die Aktivierung des Immunsystems an.

8. Elektrolyte – gestörter Flüssigkeitshaushalt bei Magen-Darm-Beschwerden

Magen-Darm-Probleme wie Durchfall oder Erbrechen führen oft zu einem Verlust lebenswichtiger Mineralstoffe, was den Kreislauf zusätzlich belastet:

  • Natrium, Kalium, Chlorid
    → Diese Elektrolyte geraten bei anhaltendem Durchfall oder Erbrechen leicht aus dem Gleichgewicht. Eine Unterversorgung kann zu Herzrhythmusstörungen, Muskelzittern, Müdigkeit oder Kollaps führen.
  • Magnesium
    → Wird bei chronischen Darmerkrankungen oder Malabsorption schlecht aufgenommen. Ein Magnesiummangel kann zu Muskelschwäche, Krampfneigung oder verminderter Stressresistenz führen.

9. Eisenstoffwechsel – Anämie durch stille Magen-Darm-Beschwerden

Chronische Magen-Darm-Erkrankungen können zu mikroskopisch kleinen Blutverlusten führen, die sich im Kot nicht sichtbar zeigen, aber dennoch gravierende Folgen haben:

  • Eisen & Ferritin
    → Ein Mangel kann auf eine chronische Blutung im Magen-Darm-Trakt hinweisen, z. B. durch Ulzera, Parasiten oder IBD.
    → Auch bei einer Anämie chronischer Erkrankungen kann Ferritin verändert sein – daher sollte der gesamte Eisenstoffwechsel im Zusammenhang beurteilt werden.

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