Lymphom bei Hund & Katze

Veröffentlicht am 17. September 2025 um 06:04
Foto von Hund und Katze

Einleitung

Das Lymphom gehört zu den häufigsten Tumorerkrankungen bei Hund und Katze. Während lange Zeit vor allem genetische Faktoren oder Umwelteinflüsse als Ursachen diskutiert wurden, rückt in den letzten Jahren der Darm mit seinem Mikrobiom immer stärker in den Fokus der Forschung. Besonders bei Katzen ist das intestinale Lymphom eine der am häufigsten diagnostizierten Krebsarten – und auch beim Hund steigt die Zahl der Fälle.

 

Neuere Studien zeigen: Chronische Darmerkrankungen, eine gestörte Darmflora und ein geschwächtes Schleimhaut-Immunsystem spielen eine entscheidende Rolle in der Entstehung.

Was ist ein Lymphom?

Ein Lymphom ist ein bösartiger Tumor, der von Lymphozyten (einer Untergruppe weißer Blutkörperchen) ausgeht. Diese Zellen sind Teil des Immunsystems und befinden sich vor allem in:

  • Lymphknoten
  • Milz
  • Thymus
  • Knochenmark
  • Schleimhäuten des Darms (GALT = gut-associated lymphoid tissue)

Genau dieser Bezug zum Darm-assoziierten Immunsystem macht das Mikrobiom und die Schleimhautgesundheit so wichtig in der Betrachtung von Lymphomen.

Arten von Lymphomen bei Hund & Katze

Katze

  • Alimentäres (intestinales) Lymphom – am häufigsten, besonders Dünndarm betroffen; eng verknüpft mit IBD.
    Alimentäres Lymphom – small-cell (indolent, langsamer Verlauf) vs. large-cell (aggressiv, schlechtere Prognose).
  • Multizentrisches Lymphom – systemische Form, meist vergrößerte Lymphknoten.
  • Mediastinales Lymphom – Tumor im Brustkorb, Atemnot.
  • Extranodale Lymphome – selten, z. B. in Haut, Niere, ZNS.

Hund

  • Multizentrisches Lymphom – häufigste Form, generalisierte Lymphknotenschwellungen.
  • Alimentäres Lymphom – seltener als bei Katzen, aber eng mit chronischen Darmentzündungen assoziiert.
  • Mediastinales Lymphom – im Brustkorb.
  • Kutanes Lymphom – Hautform.
  • Extranodale Varianten – z. B. in Niere, Leber, ZNS.
Ebrechen, Durchfall, Gewichtsverlust bei Hund und Katze

Symptome

Die Symptome hängen davon ab, wo sich der Tumor befindet:

  • Allgemein: Gewichtsverlust, kein Appetit, Müdigkeit, Fieber.
  • Verdauung (Darm): Erbrechen, chronischer Durchfall, Blut im Stuhl, Abmagerung.
  • Mehrere Bereiche: Geschwollene Lymphknoten, spürbar am Hals oder hinter den Knien.
  • Brustbereich: Atemprobleme, Husten, Flüssigkeit in der Brusthöhle.
  • Hautbezogen: Rötungen, Knoten, Wunden, die nicht heilen.

 

Bei Darm-Lymphomen stehen lang anhaltende Verdauungsprobleme im Vordergrund, oft nach jahrelangen Darmerkrankungen oder wiederkehrenden Verdauungsproblemen.

Diagnose

Die Diagnose erfordert eine Kombination mehrerer Verfahren:

  • Klinische Untersuchung & Blutwerte: oft unspezifisch, Anämie oder Hyperkalzämie möglich.
  • Ultraschall/Röntgen: Tumoren, verdickte Darmwände, vergrößerte Lymphknoten.
  • Feinnadelaspiration (FNA): erste Einschätzung, aber nicht immer eindeutig.
  • Biopsie: Goldstandard zur Diagnose und Unterscheidung von IBD vs. Lymphom.
  • Immunhistochemie / Flowzytometrie: genaue Subtypisierung (B- oder T-Zell-Lymphom).
  • Mikrobiomanalyse: zunehmend in der Forschung eingesetzt, zeigt Dysbiosen bei intestinalem Lymphom.

Differenzialdiagnosen

Ein Lymphom im Darm oder in den Lymphknoten lässt sich klinisch und auch bildgebend nicht immer eindeutig von anderen Erkrankungen abgrenzen. Wichtige Differenzialdiagnosen sind:

  • Chronisch entzündliche Darmerkrankung (IBD) – schwer zu unterscheiden, da Symptome (Durchfall, Gewichtsverlust, Erbrechen) nahezu identisch sein können. Nur eine histologische Untersuchung ermöglicht eine klare Abgrenzung.
  • Infektionen – z. B. bakterielle Enteritiden, Mykobakterien oder Pilzinfektionen können ähnliche Darmveränderungen verursachen.
  • Viruserkrankungen bei Katzen: FeLV (Felines Leukämievirus) und FIV (Felines Immundefizienzvirus) erhöhen das Risiko für Lymphome und können differentialdiagnostisch eine Rolle spielen.
  • Andere Tumoren – Adenokarzinome, Sarkome oder Mastzelltumoren im Gastrointestinaltrakt.
  • FIP (Feline infektiöse Peritonitis) – insbesondere die trockene Form kann knotige Darmveränderungen imitieren.

Eine sorgfältige Diagnostik mit Biopsie und immunhistochemischer Untersuchung ist daher unerlässlich, um Fehldiagnosen zu vermeiden.

Risikofaktoren

Die Entstehung eines Lymphoms ist multifaktoriell und wird durch verschiedene Faktoren begünstigt:

  • Chronische Entzündungen im Darm (IBD, wiederkehrende Infekte, Dysbiose) → dauerhafte Immunaktivierung begünstigt Entartung von Lymphozyten.
  • Virale Auslöser bei Katzen: FeLV (starkes Risiko, auch wenn durch Impfungen rückläufig), FIV (schwächerer, aber nachweisbarer Risikofaktor).
  • Genetische Prädisposition: Bestimmte Rassen wie Boxer, Golden Retriever oder Bernhardiner haben ein erhöhtes Risiko für Lymphome.
  • Umweltfaktoren: Pestizide, Herbizide, Tabakrauch und andere Umweltgifte stehen in Studien mit einer erhöhten Lymphominzidenz in Verbindung.
  • Mikrobiom-Störungen: Dysbiosen mit Verlust von schützenden Bakterienarten wie Faecalibacterium prausnitzii oder Blautia spp. können chronische Entzündungen verstärken und damit die Tumorentstehung fördern.

Dysbiosen: Wenn das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät

Fast alle Tiere mit intestinalem Lymphom zeigen massive Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmflora:

  • Verlust von Schutzkeimen wie Faecalibacterium prausnitzii oder Blautia spp.
  • Überwucherung durch entzündungsfördernde Keime wie Clostridium perfringens oder Enterobacteriaceae.
  • Reduzierte Vielfalt (Diversität), was die Darmflora instabil macht.
  • Diese Dysbiose ist nicht nur Begleiterscheinung, sondern wird zunehmend als mitursächlich für die Krebsentstehung verstanden.
Leaky Gut

Leaky Gut und das Immunsystem

Eine intakte Darmschleimhaut bildet die wichtigste Barriere zwischen Außenwelt und Organismus. Bei vielen Hunden und Katzen mit Lymphom ist diese Schutzbarriere jedoch geschädigt:

Ob das Leaky Gut Ursache oder Folge des Lymphoms ist, bleibt wissenschaftlich noch unklar – die enge Verbindung ist jedoch belegt.

Therapie

  • Chemotherapie (CHOP-Protokoll, COP, lomustinbasiert): Standard bei Hund und Katze.
  • Cortison (Prednisolon): symptomatische Therapie, wirkt entzündungshemmend und kurzfristig tumorhemmend.
  • Darmsanierung & Mikrobiomtherapie: Präbiotika, gezielte Probiotika, Schleimhautaufbau.
  • Diätmanagement: leicht verdauliche, entzündungshemmende Fütterung, BARF angepasst an Darm & Tumorerkrankung.
  • Immunmodulatoren / neue Ansätze: z. B. IL-15-Therapie beim Hund in Studien.

Prognose & Lebenserwartung

Die Lebenserwartung bei Hunden und Katzen mit Lymphom hängt stark von Subtyp, Lokalisation und gewählter Therapie ab:

  • Ohne Therapie: Überlebenszeit meist nur 4–8 Wochen.
  • Prednisolon allein: Symptomlinderung, mediane Überlebenszeit etwa 2–3 Monate.
  • Chemotherapie (CHOP-Protokoll):
  • Hund: 9–12 Monate, Remission in vielen Fällen möglich.
  • Katze (large-cell intestinales Lymphom): median 6–9 Monate.
  • Katze (small-cell intestinales Lymphom): oft mehrere Jahre bei oraler Chemo (Chlorambucil + Prednisolon).

Naturheilkundliche Begleitung & Ernährungsanpassung: können die Lebensqualität deutlich verbessern, Nebenwirkungen reduzieren und möglicherweise die Wirksamkeit der schulmedizinischen Therapie unterstützen.

Aktuelle Forschung & neue Ansätze

  • Mikrobiom-Analysen zeigen zunehmend klare Muster bei betroffenen Tieren – z. B. Verlust von F. prausnitzii oder Bifidobakterien.
  • Therapieergänzungen wie präbiotische Ballaststoffe oder gezielte Probiotika werden untersucht, um die Darmflora zu stabilisieren.
  • Immunmodulatoren und sanfte Darmsanierungsstrategien könnten helfen, chronische Entzündungen zu reduzieren und das Rückfallrisiko zu senken.
„gutes Mikrobiom vs. schlechtes Mikrobiom

Naturheilkundliche Unterstützung beim Lymphom

Gerade bei einem Lymphom ist die Immunregulation von zentraler Bedeutung. Heilpilze aus der Mykotherapie wie ABM (Agaricus blazei Murill), Coriolus, Reishi oder Maitake wirken immunmodulierend, können die Aktivität natürlicher Killerzellen fördern und das Tumormilieu günstig beeinflussen.

Ein gezielter Darmaufbau, abgestimmt auf die Ergebnisse einer Kotuntersuchung, unterstützt das Mikrobiom und damit die Darm-assoziierte Immunabwehr – ein entscheidender Faktor, da über 80 % des Immunsystems im Darm sitzen.

Zusätzlich kann eine Stärkung des Lymphsystems über Phytotherapie, Lymphdrainagemittel oder sanfte Ausleitungsverfahren helfen, den Abtransport von Toxinen und Stoffwechselprodukten zu fördern.

Ergänzend wirken antioxidative Substanzen wie Curcuma oder OPC schützend vor oxidativem Stress und unterstützen die Zellen. Artemisinin wird in der integrativen Onkologie erforscht – sollte aber nur vorsichtig und in Absprache eingesetzt werden.

Ernährung beim Lymphom von Hund und Katze

Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle im ganzheitlichen Management eines Lymphoms und kann erheblich dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern. Tumorzellen verändern den Stoffwechsel des Körpers auf spezifische Weise: Sie nutzen bevorzugt Glukose (Zucker) als primäre Energiequelle, während sie Fette sowie Proteine deutlich schlechter verwerten können. Dieser Mechanismus bietet einen wichtigen und vielversprechenden Ansatzpunkt für eine gezielte Ernährungstherapie, die sich an den besonderen Herausforderungen dieser Erkrankung orientiert.

  • Kohlenhydrate reduzieren: Zucker und stärkehaltige Futtermittel (z. B. Trockenfutter, Reis, Kartoffeln) sollten deutlich reduziert oder möglichst stark eingeschränkt werden, um den Tumorzellen möglichst wenig „Brennstoff“ zur Verfügung zu stellen und ihr Wachstum zu hemmen.
  • Hochwertige Proteine: Gut verdauliches Eiweiß (z. B. aus Muskelfleisch, Fisch, Ei) spielt eine entscheidende Rolle, da es den Organismus beim Erhalt von Muskulatur sowie einem funktionierenden Immunsystem aktiv unterstützt. Insbesondere bei Katzen mit Lymphom ist eine ausreichende Proteinversorgung unabdingbar, da sie als strikte Karnivoren auf eine kontinuierliche Zufuhr von tierischem Eiweiß angewiesen sind, um ihren körperlichen Bedarf zu decken.
  • Fett als Hauptenergielieferant: Gesunde Fette, insbesondere Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA aus Algenöl, Fischöl oder Krillöl), können nicht nur entzündungshemmend wirken, sondern auch das Tumormilieu negativ beeinflussen. Diese Fette liefern dem Körper eine wertvolle und gut verwertbare Energiequelle, ohne das Wachstum der Tumorzellen in gleichem Maße wie Zucker oder Kohlenhydrate zu fördern.
  • Darmfreundliche Komponenten: Da beim intestinalen Lymphom der Darm besonders stark betroffen ist, sollte die Fütterung möglichst magenschonend und leicht verdaulich gestaltet werden. Ein gezielter Einsatz von präbiotischen Ballaststoffen (z. B. Flohsamenschalen, Inulin) kann eine gesunde Darmflora fördern und guten Darmbakterien Unterstützung bieten – vorausgesetzt, die Verdauung ist stabil und es treten keine massiven Durchfälle auf.
  • Antioxidantien & Mikronährstoffe: Substanzen wie Vitamin C, Vitamin E, Selen, Zink und sekundäre Pflanzenstoffe, die in Beeren oder bestimmten Kräutern enthalten sind, helfen, freie Radikale abzufangen und das Immunsystem zu stärken. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, denn insbesondere Katzen vertragen viele Kräuter nicht, da sie deren Inhaltsstoffe nicht richtig verstoffwechseln können.
  • Individuelle Anpassung: Bei Beschwerden wie Übelkeit, Appetitlosigkeit oder Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Chemotherapie ist es oftmals notwendig, die Ernährung flexibel anzupassen. Kleine, häufige Mahlzeiten aus schonend gegartem Fleisch oder pürierter Nahrung können dazu beitragen, die Futteraufnahme zu erleichtern und den allgemeinen Ernährungszustand zu verbessern.

Eine individuell abgestimmte Fütterung kann nicht nur dazu beitragen, die Lebensqualität erheblich zu steigern, sondern auch die Wirkung konventioneller Therapien wie Chemotherapie oder Prednisolon nachweislich positiv unterstützen.

Ernährung Lymphom Hund und Katze

Fazit

Das Lymphom ist eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Hund und Katze – und besonders das intestinale Lymphom steht in enger Verbindung mit Darmgesundheit, Mikrobiom und chronischen Entzündungen. Eine moderne Therapie sollte daher mehr umfassen als nur Chemotherapie oder Cortison:

  • Schulmedizinische Behandlung kann die Überlebenszeit deutlich verlängern.
  • Naturheilkundliche Verfahren und eine angepasste Ernährung verbessern die Lebensqualität, mindern Nebenwirkungen und stabilisieren das Immunsystem.
  • Der Darmaufbau und die Pflege des Mikrobioms sind zentrale Bausteine, um das Tier ganzheitlich zu unterstützen.
    Entscheidend ist eine individuelle, fachlich begleitete Kombination dieser Ansätze – für mehr Lebenszeit und vor allem mehr Lebensqualität.

Quellen & Studien

 

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